Das niederadlige Geschlecht der „Herren von Dorfelden“ hatte wahrscheinlich bereits in der Mitte des 12. Jahrhunderts die Wasserburg erbauen lassen. Um die Burgmannschaft mit den so wichtigen Getreideerzeugnissen zu versorgen, wurde am unmittelbaren Zugang zur Burg eine Mühle errichtet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Mühle 1266, als der Hofkämmerer Philipp der Ältere die halbe Burg und die halbe Mühle dem Stift Fulda zu Lehen gab. In den folgenden Jahrhunderten taucht die „molen zu nydern dorfelden“ öfter in Grundstücksüberschreibungen auf.
Die umliegenden Gemeinden Niederdorfelden, Gronau, Bergen und Bischofsheim waren auf die Mühle „gebannt.“ Dieser „Mühlenbann“ bedeutet, dass die benannten Ortschaften ihr Getreide nur in dieser Mühle mahlen lassen durften. Der Müller war verpflichtet, mit einem Fuhrwerk zweimal wöchentlich in diese Dörfer zu fahren, Getreide abzuholen und Mehl auszuliefern. Der Molter (Lohn des Müllers) betrug 1/16 des angelieferten Getreides. Zudem mussten die Bewohner dieser Dörfer Frondienste für den Erhalt der Mühle leisten, wie z.B. Mühlsteine und Schaufelbretter heranfahren. |
Müller wurden vom Volk oft nicht sehr hoch geachtet. Warum? Nun, man gab einen Sack Getreide ab und bekam viel weniger zurück. Niemand konnte nachprüfen, ob der Müller seinen ihm rechtmäßig zustehenden Anteil genommen hatte oder noch mehr. Außerdem standen Mühlen, wie in Niederdorfelden auch, abseits des Dorfes. Der Müller führte somit ein Leben, das von den Bauern nicht so ohne weiteres eingesehen werden konnte. Zudem ließ er das Wasserrad oft auch nachts laufen, wenn „rechtschaffene Leute“ in ihren Betten lagen. Deshalb mag der Besitz häufiger als bei anderen Berufen gewechselt haben. Auch das vom Müller zu zahlende, aber nicht immer aufzubringende „Pachtkorn“ führte mitunter zur Aufgabe des Betriebs.
Der Müller Georg Andreas Sommerlade
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1750
In einer Bescheinigung des Pfarrers Diderich Wasserhuhn von Kaufungen vom 5. November1750, heißt es:
„Vorzeiger dieses, Meister Georg Andreas Sommerlade, und dessen Ehefrau, sind glieder unserer nach Gottes Gebot, Reformierte Christl. Kirchen. Haben sich als solche alhier bey dem offentlichen Gottesdienste und gemäß des hgl. Abendmahls fleißig und andächtig eingefunden; weniger nicht christl. und ehrbarlich aufgeführet, so dass Ihnen die Vorrechte der Kirchen, besonders auch der Zugang zum hgl. Abendmahl ungehindert gestattet werden können; Welches hiermit attestiren sollen und wollen. Oberkaufungen, den 5. Novembr. 1750.“ -
1763
Im Jahr 1763 erhielt der Müller Georg Andreas Sommerlade aus dem nordhessischen Kaufungen einen Erbleihbrief von „Maria Gebohrene Königliche Prinzessin von Grossbritannien,Vermählte Landgräfin zu Hessen, Fürstin zu Hersfeld, Gräfin zu Catzenellenbogen[…].“
Zum Preis von 3.475 Gulden und einer Jahrespacht von „80 4/8 Korns guter, dürrer, sauberer marktgängiger Frucht“ wurden Sommerlade und dessen Nachkommen mit der „zu Niederdorfelden gelegenen Mahl Mühle, welche in drey Mahl- und Einem Öhlgang bestehet“ belehnt.
"Erb Leihe Brief von Georg Andreas Sommerlade über die Herrschaftliche Mühle zu Niederdorfelden" -
Inventarliste
In einer Inventarliste von 1763 wird die heutige Ölmühle wie folgt beschrieben:
„Ein Bau rechter Hand der Nidder gegen die alte Burg zu 38 Fuß lang 24 Fuß breit, so noch neu und von Maurer arbeit noch nicht ausgeführt, hat unten eine kleine Stube, einen Röst Offen mit eisernen Blatten, in der 2ten Etage Zwey Kammern, so geschätzt ward -250 An demselbst findet sich ein alt Wasserrad ohne Schaufeln und ohne Bretter. “
Hieraus ist zu entnehmen, dass das Gebäude der Ölmühle zu dieser Zeit errichtet wurde und noch nicht fertig ausgebaut war. Der Getreidemahlgang war schon vorhanden und wurde 1766 mit einer Datierung versehen. Die Jahreszahl 1799 am Pressbaum und auch über dem Eingang des Gebäudes legt die Vermutung nahe, dass bis zur endgültigen Fertigstellung des Gebäudes und zur Einrichtung des Ölmahlganges noch einige Jahre verstrichen.
Das gesamte Mühlenensemble mit Ölmühle, mehreren Getreidemahlgängen und dem Hauptgebäude verblieb bis heute im Besitz der Nachkommen des Müllers Sommerlade. Die Ölmühle wurde nur bis Ende des 19. Jahrhunderts betrieben.
Der Stammbaum
Der Stammbaum der Müller seit Johann Henrich Sommerlade
Manfred Britz | ||||||||||||||||
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* | 26.09.1946 | Hochstadt | Alter | |||||||||||||
+ | 29.05.2009 | Niederdorfelden | 62 | |||||||||||||
Anton Britz | Marianne Lind | |||||||||||||||
* | 20.03.1913 | Pelm | Alter | * | 04.08.1925 | Niederdorfelden | Alter | |||||||||
oo | 02.10.1945 | Niederdorfelden | 32 | oo | 02.10.1945 | Niederdorfelden | 20 | |||||||||
+ | 02.11.1998 | Niederdorfelden | 85 | + | 06.02.2003 | Niederdorfelden | 77 | |||||||||
Wilhelm Lind | Anna Sommerlade | |||||||||||||||
* | 05.04.1900 | Hochstadt | Alter | * | 03.02.1901 | Niederdorfelden | Alter | |||||||||
oo | 04.03.1923 | Niederdorfelden | 22 | oo | 04.03.1923 | Niederdorfelden | 22 | |||||||||
+ | 24.08.1968 | Niederdorfelden | 68 | + | 02.11.1963 | Niederdorfelden | 62 | |||||||||
Karl Sommerlade | Susanne Stein | |||||||||||||||
* | 22.01.1873 | Niederdorfelden | Alter | * | 29.04.1879 | Wachenbuchen | Alter | |||||||||
oo | 08.10.1898 | Niederdorfelden | 25 | oo | 08.10.1898 | Niederdorfelden | 19 | |||||||||
+ | 10.10.1933 | Niederdorfelden | 60 | + | 25.07.1954 | Niederdorfelden | 75 | |||||||||
Jakob Sommerlade | Maria Wilhelmine Hofmann | |||||||||||||||
* | 05.10.1844 | Niederdorfelden | Alter | * | 01.04.1848 | Niederdorfelden | Alter | |||||||||
oo | 03.11.1872 | Niederdorfelden | 28 | oo | 03.11.1872 | Niederdorfelden | 24 | |||||||||
+ | 05.02.1901 | Niederdorfelden | 56 | + | 30.01.1926 | Niederdorfelden | 77 | |||||||||
Johann Wilhelm Sommerlade | Susanne Schneider | |||||||||||||||
* | 14.03.1811 | Niederdorfelden | Alter | * | 01.06.1810 | Kilianstädten | Alter | |||||||||
oo | 05.10.1833 | Niederdorfelden | 22 | oo | 05.10.1833 | Niederdorfelden | 23 | |||||||||
+ | 01.07.1882 | Niederdorfelden | 71 | + | 28.06.1892 | Niederdorfelden | 82 | |||||||||
Johannes Caspar Sommerlade | Anna Chatharina Henkel | |||||||||||||||
* | 27.03.1769 | Niederdorfelden | Alter | * | 11.07.1786 | Bad Vilbel | Alter | |||||||||
oo | 07.01.1808 | Niederdorfelden | 38 | oo | 07.01.1808 | Niederdorfelden | 21 | |||||||||
+ | ? | ? | + | 30.06.1816 | Niederdorfelden | 29 | ||||||||||
Johann Christian Sommerlade | Anna Maria Jost | |||||||||||||||
* | 11.07.1745 | Oberkaufungen | Alter | * | 30.08.1742 | Niederdorfelden | Alter | |||||||||
oo | 22.01.1767 | Niederdorfelden | 21 | oo | 22.01.1767 | Niederdorfelden | 24 | |||||||||
+ | 19.02.1795 | Niederdorfelden | 49 | + | 21.05.1801 | Niederdorfelden | 58 | |||||||||
Georg Andreas Sommerlade | Catharina Elisabeth Krug | |||||||||||||||
* | 16.06.1709 | Wolfershausen | Alter | * | 08.09.1716 | Kassel-Unterneustadt | Alter | |||||||||
oo | 23.02.1741 | Kassel-Unterneustadt | 31 | oo | 23.02.1741 | Kassel-Unterneustadt | 24 | |||||||||
bis 1750 | Müller in Oberkaufungen | 41 | ||||||||||||||
1751-63 | Müller in Hanau | + | 17.11.1761 | Hanau | 45 | |||||||||||
ab 1764 | Müller in Niederdorf. | 53 | ||||||||||||||
+ | 20.06.1773 | Niederdorfelden | 64 | |||||||||||||
Johann Henrich Sommerlade | Anna Maria Schirmer | |||||||||||||||
* | Wolfershausen | Alter | * | 1666 | Gießen | Alter | ||||||||||
oo | ? | ? | ? | oo | ? | ? | ? | |||||||||
+ | ? | ? | ? | + | ? | ? | ? |
Nachfahren
Soweit bekannt die Nachfahren von Johann Henrich Sommerlade:
Einen besonderen Dank für die Zusammenstellung des Stammbaumes geht an Bernhard Sommerlade, einem Nachfahren des Müllers Georg Andreas Sommerlade